Kirchen an der Geba

Singt dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder.
                       Psalm 98


Willkommen auf Pfarrer Sebastian Wohlfarths Webseite für die Rhön-Kirchdörfer

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Sonntagsgedanken

Passionszeit 2024


     Lukas 22                                     


Jesus sprach: Simon, Simon, der Satan will euch sieben wie den Weizen, 

aber ich habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre. Und wenn du einst umkehrst, dann stärke deine Brüder! Petrus antwortete: Herr, ich bin bereit, mit dir ins Gefängnis und in den Tod zu gehen! - Jesus aber erwiderte:

Petrus, ich sage dir - der Hahn wird heute nicht krähen, ehe du dreimal geleugnet hast, dass du mich kennst.

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Später dann, als sie Jesus ergriffen und zum Haus des Hohenpriesters führten, folgte Petrus von ferne.

Man entzündete ein Feuer im Hof und saß zusammen; Petrus setzte sich dazu. Eine Magd sah ihn im Licht, und sie sah ihn genau an und meinte: Dieser war auch mit ihm. - Petrus leugnete: Ich kenne ihn nicht!

Nach einer Weile sah ihn ein anderer und sagte: Du bist auch einer von denen! - Petrus sprach: Nein, ich bin’s nicht!

Später bekräftigte ein anderer: Es ist so, dieser war auch mit ihm - auch ein Galiläer …

Petrus entgegnete: Mensch, ich weiß nicht, wovon du redest!

Und während er noch sprach, krähte der Hahn. Und der Herr wandte sich um und sah Petrus an.

Und Petrus dachte an des Herrn Wort: Ehe heute der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. 

Und er ging hinaus und weinte bitterlich.


Es gibt Zeiten und Situationen, wo große Absichten, Gesten und Worte sehr verstärkt auftreten; verstärkt und befeuert, auf welcher Tatsachengrundlage auch immer … Die Absichten, Gesten und Worte können durchaus auch aufrichtig und ernst gemeint sein.

Freilich, was ist, wenn’s tatsächlich darauf ankommt (oder was war, als es tatsächlich darauf ankam) …

Wer weiß das vorher unbedingt schon so genau - von anderen und vor allem von sich selbst.

Gott allein weiß es zuletzt. Und Gottes Sohn; das Lamm, das die Sünden der Welt trägt. 


Petrus, ich sage dir - der Hahn wird heute nicht krähen, 

ehe du dreimal geleugnet hast, dass du mich kennst.


Petrus tritt in den Evangelien so manches Mal mit großen Absichten, Gesten und Worten in Erscheinung - und ganz sicher nicht ohne soliden Grund und starken Kern, sonst hätte der Herr ihn nicht in den Jüngerkreis gerufen und gewissermaßen sogar zum Ersten Offizier ernannt. Doch auch der Erste Offizier ist nicht unfehlbar. Auch die Number One kann sich verheben und verschätzen. 


Herr, ich bin bereit, mit dir ins Gefängnis und in den Tod zu gehen!


Petrus kann nicht anders, er liebt das große Wort, die große Geste, die große Absicht. Ganz aufrichtig, ganz ernsthaft. Die anderen Jünger sagen lieber nichts, und wenn, dann dringen sie nicht durch. Vielleicht auch besser so, Helden sind sie alle nicht gewesen, abgesehen von Johannes, der es dann mit ein paar Frauen am Kreuz ausgehalten hat. Wenn man das Wort „Held“ in diesem Zusammenhang überhaupt gebrauchen will.


Petrus ist kein Held gewesen, im Gegenteil. 

Hätte er vorher wenigstens nicht so groß getönt - so wird alles nur noch jämmerlicher: Ich kenne diesen Menschen nicht! 


Wir hätten wir reagiert? Ich? Wenn man das immer so genau wüßte …

Heldentum ist ja nicht der Normalfall, sonst wäre es kein Heldentum.

Schon ganz bescheidene Standfestigkeit, Courage sind, „wenn es ernst wird“, nicht unbedingt selbstverständlich. Andererseits kann es Überraschungen geben. Ob man die stille Tapferkeit des Jünger Johannes, der dann am Kreuz stand, für möglich gehalten hat? 

Ob er es selbst für möglich gehalten hat?


Wir wissen es letztlich nicht. Gott weiß es. Gott kennt uns. 

Und er ruft uns, obwohl er uns kennt - weil er uns kennt. 


"Nehmen Sie die Menschen wie sie sind, andere gibt's nicht", hat Konrad Adenauer gesagt.

Er war nun nicht Gott (ein bißchen Held schon im Dritten Reich), aber auf die Jünger Jesu paßt dieser Spruch sicher sehr gut. 

Gott nimmt die Menschen zunächst mal, wie sie sind. Andere könnte er wohl haben, er ist ja der Schöpfer und Herr, aber er hat sie in seinem unergründlichen Ratschluß so gemacht - und hat sich ihnen anvertraut und ausgeliefert. 


Petrus, wenn du einst umkehrst, stärke deine Brüder!


Jesus kennt ihn. Er kennt alle Jünger. Er kennt uns, besser als wir selbst.

Jesus weiß, Petrus ist nicht der geborene Held, im Gegenteil. Und doch darf er, soll er umkehren, Buße tun, neu anfangen können. 

Das ist möglich bei Gott.


Petrus ist kein Held, wir sind keine Helden - oder vielleicht doch? Wer weiß das schon ... Und mancher weiß es vielleicht, aus eigener Erfahrung, daß es doch möglich sein kann; wenigstens in manchen Momenten und Situationen – nach langem Ringen oder unvermittelt geist- und krafterfüllt. Und immer durch Gnade. Petrus ist dann umgekehrt und hat seine Brüder und Schwestern gestärkt.

Sein zunächst allzu großes Wort: Herr, ich bin bereit, mit dir ins Gefängnis und in den Tod zu gehen! hat schließlich doch seine Erfüllung gefunden, beim Martyrium in Rom unter Kaiser Nero. Quo vadis?


Ein solcher Weg, ein solches Schicksal ist kein Eins-zu-Eins-Modell, das ist klar, bei allen Unwägbarkeiten, die das persönliche Leben und die gesellschaftliche Entwicklung immer und überall begleiten. Und dennoch steht der Jünger Simon Petrus beispielhaft für uns Menschen, für uns Christen in all seiner Zwiespältigkeit, seinem Elend, seinem Versagen, seiner Umkehr, seiner Standhaftigkeit.


Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott / sei mit uns auf unsern Wegen.

Sei Quelle und Brot in Wüstennot / sei um uns mit deinem Segen.


Es gibt das Jesus-Wort: Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben.

Wenn sie abgefallen oder abgeschnitten sind, vertrocknen die Reben und geben bald ein recht jämmerliches Bild ab.

Denn sie leben durch die Verbindung mit der göttlichen Kraft- und Gnadenquelle. Petrus lebt aus dieser Quelle. 

Wir leben aus dieser Quelle. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. 

Wer mir verbunden bleibt, so wie ich ihm, der wird reiche Frucht bringen. Amen

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