Sommer 2025
Matthäus 5,13-16 / Bergpredigt
Jesus spricht: Ihr seid das Salz der Erde.
Wenn aber das Salz nicht mehr salzt - womit soll man salzen?
Es taugt nichts mehr, man kann es wegschütten und von den Leuten zertreten lassen.
Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt auf einem Berg kann nicht verborgen sein.
Man zündet auch kein Licht an und stellt es unter einen Scheffel,
sondern auf einen Leuchter - so leuchtet es allen, die im Haus sind.
Und so laßt auch ihr euer Licht leuchten vor den Leuten,
damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen!
Manche Märchen der Brüder Grimm kennt jeder - Rotkäppchen, Dornröschen, Das tapfere Schneiderlein ...
Das „Die Gänsehirtin am Brunnen“ gehört ganz sicher nicht dazu (aber immerhin ist es von der Defa verfilmt worden).
Es handelt von einer Prinzessin, die mit einem Salzsack auf den Schultern von der Burg gejagt wird.
Denn es war einmal ein König, der hatte drei Töchter, die er alle sehr liebte, am meisten aber die jüngste von ihnen.
Irgendwann tat er etwas ziemlich Dummes: Er verlangte nun auch von seinen Töchtern ein Zeichen ihrer Liebe.
Und so kamen sie zu ihm - die älteste brachte eine Schale mit Zucker und sagte: „Ich liebe dich so wie diesen Zucker.“
Der Vater freute sich. Die mittlere brachte einen Tiegel mit Honig und sagte: „Ich liebe dich so wie diesen Honig.“
Auch darüber freute sich der Vater – doch dann blickte er gespannt auf seine jüngste Tochter.
Diese brachte ein Brettchen mit etwas Salz und sagte: “Ich liebe dich so wie dieses Salz.”
Das allerdings hatte der Vater nicht erwartet – und ausgerechnet von seiner Lieblingstochter!
“Wenn deine Liebe so aussieht, bist du nicht mehr meine Tochter”, sprach er zornig.
Und so musste die Prinzessin den Hof verlassen. Nach langem Umherirren kam sie schließlich auf einem anderen Schloß als unbekannte einfache Küchenmagd unter. Ganz unten auf der Hühnerleiter musste sie die niedrigsten Arbeiten verrichten. Durch ihre Anmut und Freundlichkeit gewann sie jedoch schnell allgemeine Zuneigung - und schließlich auch die Liebe des Königssohnes.
Die Hochzeit war bald beschlossene Sache, und viele Gäste, darunter auch der völlig unwissende Brautvater wurden eingeladen …
Das Hochzeitsessen schmeckte herrlich. Als aber der Brautvater den ersten Bissen nahm, musste er ihn voller Ekel wieder ausspeien. Verwundert bat er die Tischnachbarn, probeweise von ihrem Teller kosten zu dürfen - und es schmeckte vorzüglich! Zornig wollte der König nun das Fest verlassen: Man wolle ihn wohl zum Narren halten!
Bestürzt eilte der Vater des Bräutigams herbei. Wütend rief er: „Wer diese Speise verdorben hat, ist des Todes!“
Da erhob sich die Braut und sagte: „Ich habe das Essen zubereitet, und ich habe statt mit Salz mit Zucker und Honig gewürzt.“
Und sie erzählte ihre Geschichte. Beschämt bat der König seine Tochter um Verzeihung, alle feierten nun ein fröhliches Fest -
und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute ...
Diese Königstochter ist offensichtlich sehr klug und tiefsinnig. So klug und tiefsinnig, daß sie ihren Vater, der zwar König, aber sonst eben auch nur ein normaler Mensch war, wahrscheinlich doch etwas überfordert hat. Wer hat denn auch immer den Witz und den Nerv, derart um die Ecke zu denken, wie es bei diesem Test mit Zucker, Honig und Salz nötig gewesen wäre.
Aber es ist ja auch ein Märchen, und dieses Märchen will uns etwas lehren: Der wahre Wert der Dinge liegt nicht unbedingt in ihrem süßen Geschmack. Oder in ihrem strahlenden Glanz oder profitablen Kurs, ihrer medialen Beliebtheit oder politischen Geschmeidigkeit.
Ihr seid das Salz der Erde, sagt Jesus.
Mit anderen Worten: Ihr seid viel wert!
Ohne Menschen, die nach Gott fragen und Jesus nachfolgen, wäre die Welt ungenießbar.
Die Jünger Jesu sind die Botschafter Gottes - das Salz der Erde.
Damals war klar, wer Jünger war. Und heute? Am ehesten doch wohl die Christen – also wir, sofern wir uns Christen nennen.
Das ist eine große Verantwortung - aber auch eine große Wertschätzung! Sind wir uns dessen immer bewußt?
Ihr seid das Salz der Erde. Nicht: Versucht es, bemüht euch; ihr könntet so sein, wenn ihr nur …
Nein, Jesus sagt direkt: Ihr seid das Salz! Das ist eine Aussage. Und eine Zusage.
Damals etwa an Simon Petrus. Alles, was er als Jünger ist, ist er durch Jesus.
Verbunden mit ihm, ist Petrus Salz der Erde. Er spricht das Bekenntnis aus: Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!
Später geht er als Missionar in die Welt, bis nach Rom, in den Märtyrertod.
Manchmal ist Petrus aber auch fern vom Heiland. Dann wird er klein, ängstlich, beinahe ein Nichts - Salz, das nichts taugt.
Er streitet aus Angst sogar ab, Jesus zu kennen – nun gut, was täten wir in Lebensgefahr?
Doch immer wenn er sich besinnt und zurückkommt, immer wenn er auf Jesus vertraut, dann ist er Salz der Erde.
Das Salzwort ist also auch eine Aufforderung:
Bleibt dran an der Botschaft mit der Bergpredigt, dem Vaterunser und den Gleichnissen! Dann können wir selbst Boten sein, dann sind wir wirksam, auch wenn die Welt es nicht immer gleich merkt, auch wenn es uns selbst nicht unbedingt so erscheinen mag.
Ihr seid das Salz der Erde. Denn wie das Salz die Speise,
so könnt ihr die Welt durchdringen - mit Barmherzigkeit, Klarheit und Hoffnung. Amen