Konfirmationen Frühjahr 2025
Apostelgeschichte 9
Saulus beteiligte sich besonders eifrig
an der Verfolgung der christlichen Gemeinde.
Er bekam die Vollmacht zur Festnahme auch der Christen in Damaskus.
Unterwegs, kurz vor Damaskus, umstrahlte ihn plötzlich vom Himmel
ein Licht. Er stürzte zu Boden und hörte eine Stimme:
Saul, Saul, warum verfolgst du mich?
Er antwortete: Wer bist du, Herr?
Die Stimme sagte: Ich bin Jesus - der, den du verfolgst. Steh auf
und geh in die Stadt! Dort wird man dir sagen, was du tun sollst.
Saulus‘ Begleiter standen sprachlos dabei.
Sie hörten zwar die Stimme, aber sie sahen niemanden.
Saulus erhob sich vom Boden. Er öffnete die Augen - und er sah nichts.
Die Begleiter nahmen ihn bei der Hand und führten ihn in die Stadt.
Drei Tage war Saulus blind. Er aß nicht und trank nicht.
In Damaskus lebte der Jünger Hananias. Der Herr sprach zu ihm:
Geh ins Haus des Judas zu einem Mann namens Saulus aus Tarsus!
Und Hananias ging in das Haus. Er legte Saulus die Hände auf und
sagte: Bruder Saul, der Herr hat mich gesandt - Jesus, der dir auf dem
Weg erschienen ist. Du sollst wieder sehen können!
Du sollst mit dem Heiligen Geist erfüllt werden!
Und Saulus fiel es wie Schuppen von seinen Augen.
Er konnte wieder sehen. Und er stand auf und ließ sich taufen.
Ein Licht vom Himmel umstrahlte Saulus. Das, was Gott zuallererst erschaffen hatte - Licht, Strahlung, Energie …
Es war ein absolutes Ur-Erlebnis, das Saulus buchstäblich aus dem Sattel hob und gewissermaßen auch der Welt entrückte,
nachdem Jesus das Bildwort aus dem Johannesevangelium an ihm direkt umgesetzt hatte: Ich bin das Licht der Welt …
Das Licht, verkörpert durch die Sonne, ist ein altes göttliches Symbol:
Amun-Re bei den Ägyptern, Mithra bei den alten Indern und Persern,
Helios oder Apollo bei den Griechen und Römern, Sol bei den Germanen …
Es werde Licht! spricht der Herr ganz am Anfang. Denn nur im Licht ist die Welt wahrnehmbar und existent. Und noch mehr als das Augenlicht - das ist nun eine Glaubensfrage - brauchen wir das Seelen-, das Herzenslicht. Das Licht der Ewigkeit.
Es gibt Momente, da bricht dieses Licht schon auf der Erde unmittelbar durch. Manchmal erfaßt man es erst im Nachhinein, manchmal sofort, blitzartig – etwas ist geschehen, was mich betrifft, was ich nicht gleich einordnen kann, was aber vieles ändern wird - wenigstens meine persönliche Sicht auf mein Leben, mein Denken, mein Tun. Man sagt ja auch: Alles erscheint nun in einem anderen Licht.
Und so ein Erlebnis ist Saulus-Paulus vor Damaskus auf sehr intensive Weise widerfahren. Gegen seinen Willen. Er verachtete und verfolgte ja die Christen. Übrigens ist Damaskus, Syrien, der Nahe Osten auch heute wieder ein Ort der Bedrängnis und Verfolgung für Glaubensminderheiten, gerade auch für Christen. Vergessen und ignorieren wir das Schicksal unserer Glaubensgeschwister nicht!
Saulus jedenfalls wollte bestimmt kein Christ werden. Es hätte ihm auch gar nichts „genützt“, weder bei den Juden noch bei den Römern. Saulus war jüdischer Gelehrter und römischer Staatsbürger. Und er ging einem seiner Überzeugung nach sinnvollem und wichtigen Auftrag nach: Er verteidigte die wahre Religion, die korrekte Lebensweise, die angesagte Ordnung …
Und nun das: die Wüste, die Stimme, das Licht. Ein Schock, ein Sturz in eine andere Dimension. Eine dermaßen eindrückliche Erfahrung, daß er sich danach nicht mehr Saulus nannte, nach Israels erstem König, sondern Paulus - „der Kleine“ …
Manche kennen vielleicht den Namen Robert Oppenheimer … Möglicherweise hat das Licht vom Himmel auf Paulus in diesem Moment ähnlich gewirkt wie der Atomblitz, den Robert Oppenheimer 1945 über der Nevada-Wüste sah. Und wer, wenn nicht dieser Mann, sollte ihn mit als Erster erblicken? Denn er war der Chef des Manhattan-Projekts, des amerikanischen Atomprogramms.
Und unter Tränen flüsterte er unter die Worte: Ich bin der Tod geworden, der Zerstörer der Welten …
Das sind Verse aus der Bhagavadgita, dem heiligen Buch der Inder. So überwältigt war er, als er das Grollen hörte und spürte und den Feuerball gen Himmel steigen sah. Was für eine Erfahrung! Und sein Wille, sein Genie, seine Disziplin hatten sie bewirkt! Konnte jemals ein Mensch diese Urgewalten beherrschen? Oder war er ein Gott, daß er das tun durfte? Der Wissenschaftler bekam es mit der Angst zu tun. Denn ihm war klar, er war nicht Gott. Der Verstand des Menschen mag große Dinge ersinnen, aber ist das menschliche Herz stark genug, diese Dinge auszuhalten?
Diese Welt, die uns so überwältigen kann, ist Gottes Schöpfung. Wie sollte da Gott selbst nicht auch überwältigend wirken?
So überwältigend wie das Licht vor Damaskus, aus dem die Stimme sprach: Warum verfolgst du mich?
Danach war Paulus einige Tage blind für die Dinge der Welt. Er aß und trank nicht. Er war im Bann des Geschehenen.
Er mußte es irgendwie fassen, und er brauchte Zeit dafür.
Und endlich begriff er: Da war Gott selbst am Werk - Jesus Christus, der sagt: Ich mache alles neu. - Gott hat mit mir geredet! Und es mußte wohl so gewaltig sein, damit ich ihn überhaupt höre. Da steckt eine Kraft dahinter, die alles beherrscht, die mir aber nichts Böses will - im Gegenteil! Ich kleiner Mensch bin dieser Kraft so wichtig, daß sie mit mir redet – bis ich endlich bereit bin, darauf einzugehen.
Bis ich bereit bin, den Lichtfunken des ewigen Lebens aufzunehmen.
Und dann hat Paulus sich taufen lassen und das Licht in die Welt hinausgetragen. Er ist selbst Licht der Welt geworden - so wie Jesus in der Bergpredigt zu seinen Jüngern gesagt hat: Als Boten meines Evangeliums seid ihr nun das Licht der Welt!
Okay, solche dramatischen Gottesbegegnungen haben die wenigsten Menschen. Saulus/Paulus war eine ziemlich harte Nuß, und er hatte einen besonders großen Auftrag, da ging es wohl nicht anders.
Aber wenn Gottes Verheißung bei den meisten auch eher unspektakulär und auf traditionelle Art in unser Leben getreten sein mag,
nämlich mit der Taufe als kleines Kind - sie ist deshalb nicht belanglos …
Liebe Konfirmanden, heute sagt ihr „Ja“ zu eurer Taufe. Ihr antwortet auf eine Stimme, die stärker ist als alle Atomwaffenarsenale und Zivilgesellschaften und Lobbynetzwerke und sogenannten Gottesstaaten. Eine Stimme, die ganz freundlich und sanft damals zu euch gesprochen hat und auch immer wieder zu euch spricht.
Vielleicht seid ihr euch über manches, was damit zusammenhängt, nicht so im Klaren. Vielleicht habt ihr Fragen, auch Zweifel.
Aber wer ist sich schon über alles im Klaren. Die ersten Jünger sind einfach Jesus nachgefolgt. Die haben vorher nicht mal das Glaubensbekenntnis gelernt! Die haben nur gespürt: Das ist wichtig, lebenswichtig!
Augustinus, der große Kirchenlehrer, hat gesagt: Was ich weiß, das ist wie ein Löffel Wasser aus dem Ozean. Oder wie ein Lichtfunken Sonne. Aber ich habe Sehnsucht nach dem Ozean und der Sonne. Ich habe Sehnsucht nach Leben.
Und so wünsche ich euch, daß auch in eurem Herzen immer so ein göttlicher Lichtfunken strahlt - wohin der Lebensweg euch auch führen mag. Mit diesem Licht im Herzen könnt ihr sogar durch das dunkle Tal wandern, das im 23. Psalm genannt wird - denn Gott wird mit euch sein, er wird eure Wege leiten und euch beistehen, an allen Tagen eures Daseins auf der Erde und darüber hinaus.
Und wenn ihr Orientierung auf dem Weg braucht, wenn ihr Licht braucht – lest in den Evangelien, fragt Menschen, die euch wichtig sind und selbst glauben, betet das Vaterunser oder betet mit eigenen Worten, geht in die Kirchen, wo auch immer ihr seid.
Versucht dort auch zu unterscheiden zwischen Menschenwort und Gotteswort.
Ersteres kann nützlich, schädlich oder nebensächlich sein - letzteres ist maßgebend.
Geht euren Weg mit Gott und Jesus Christus.
Es ist nicht immer ein leichter Weg.
Und in Zukunft wird er an manchen Orten und unter manchen Umständen vielleicht noch weniger leicht sein. Aber es ist ein guter Weg.
Dafür, daß ihr ihn gehen könnt, daß ihr immer das Licht der Verheißung seht - dafür beten wir heute, und dazu segnen wir euch heute.
Gott segne euren Weg und euer Leben. Amen